Mit großem persönlichem Interesse habe ich heute, in einer stillen Stunde, die Ergebnisse des „Diözesanen Forums“ (oder sagen wir: das was von den Ergebnissen im Internet publiziert worden ist) zur Kenntnis genommen. Für alle Leser*innen, die sich jetzt fragen, was ein Diözesanes Forum ist: Dabei geht es um die Zukunftsperspektiven der Katholischen Kirche im Erzbistum Paderborn. Ich nenne es mal Erfahrungsaustausch und Brainstorming. So in etwa muss man sich das vorstellen: Da sitzen 500 Vertreter*innen aus unterschiedlichen kirchlichen Gremien und Institutionen zusammen, und grübeln, was sie in Zukunft anders machen können, was schon soweit ganz gut läuft, welche Ideen es vielleicht noch gibt. Es gibt unterschiedliche Statements, Workshops, Best practice – alles was man sich bei einem Klausurtag so wünscht: Häppchen und Kaltgetränke, Methodenvielfalt und Präsentationstechniken. Die üppige Visualisierung auf zahlreichen Flipcharts lässt den Fotos nach nichts zu wünschen übrig. Ein bisschen voll gestellt sieht die Bühne aus, da könnte man noch was dran drehen. Optisch meine ich. Aber das ist ja nur Nebensache.
Und dann der Knalleffekt. Erzbischof Becker äussert sich im Abschlussgespräch. Bereichert hätten ihn die zwei Tage, es sei ein „ermutigendes Ringen um den Weg der Kirche“ zu spüren gewesen. So weit so gut. Und? Die Ergebnisse? Ah, hier endlich: „Ab dem 1. Advent soll es eine verbindliche Orientierung für Wortgottesfeiern mit Kommunionausteilung am Sonntagmorgen geben. Dabei solle aber eine Verbundenheit der Wortgottesfeier vor Ort ohne Priester mit der Eucharistiefeier erkennbar sein.“ Rums. Man meint den Donnerhall dieser Worte von Unna bis in den letzten Winkel des Bistums zu vernehmen. Das ist in Zukunft also erlaubt? Am Sonntagmorgen als Gemeinde zusammen zu kommen, miteinander eine Wortgottesfeier zu halten, und dann – damit die Verbindung zur eigentlichen Eucharistiefeier in der Nachbarkirche nicht abreißt, die – von dort übertragene – Kommunion in der eigenen Kirche zu empfangen? Diese bislang immer aus dem Bereich des Möglichen verbannte Variante besteht demnächst, vielleicht sogar noch in diesem Jahr?
In meinem Kopf schießen 1000 Gedanken kreuz und quer. Sakramententheologische Erwägungen, gemeindepastorale Umsetzungen, auch – das sei mir als Mensch von der kirchlichen Basis verziehen – rein finanzielle Spekulationen: Tut sich da womöglich eine neue Marktlücke auf, die vor mir noch keiner erkannt hat? Ein Eucharistie-Taxi muss doch her – die robuste SUV-Variante für den Langstreckenverkehr im Sieger- und Südsauerland, und sportliche E-Bikes für großstädtische Ballungsgebiete, in denen gerade Sonntagsmorgens mit dem Auto kein Durchkommen ist! Vor meinem inneren Augen schwimmen die Zahlen: Eine Niedrigzinsversion für ländliche Pastoralverbünde, und die solide 24-Monate-Finanzierung für den reichen Dortmunder Süden. Alles muss genau durchdacht werden. Was ist denn, wenn sich der/die Eucharistie-Bot*in – Verzeihung: Kommunionhelfer*in – verspätet? Wenn die Wortgottesfeier sich dem Ende neigt, und noch kein Allerheiligstes in Sichtweite kommt? Auch dafür hat man in Unna zum Glück eine Lösung parat. Die entstehende Lücke könne als „gestaltete Zeit der Erwartung“ verstanden werden. Tiefes Ausatmen. Alles wird gut.
Liebe Vertreter*innen meiner Kirche – ich weiß, dass Ihr in Unna eine super Arbeit gemacht habt! Nehmt diese Glosse bitte sportlich und humorvoll auf. Es ist schwierig, sich im Jahr 2017 als Katholische Kirche den Herausforderungen der Zeit zu stellen. Und es ist gut, wenn man hin und wieder auch mal über sich selber schmunzeln kann. Danke für das, was Ihr lei(s)tet!