Frühlingsgefühle

„Ich liebe dich“ – „Hey cool, da sind wir schon zu zweit!“ Arrogant? Eingebildet? Wieso eigentlich? Im Grunde ist das die einzig gesunde Antwort. An Tagen wie heute, wo der Frühling mit aller Macht durch bricht, und eine Blüte nach der Anderen sich öffnet, da kann man sie geradezu mit Händen greifen: Die unbändige Lust am Leben. Die Freude, einfach da zu sein. Alles um einen herum genießen zu können.

Die erwachende Natur fragt nicht danach, ob ihre Schönheit von Anderen wahrgenommen oder bewundert wird. Sie wächst und blüht verschwenderisch. Jede Blüte trägt in sich die Samen für unzählige neue Triebe. Wie wenige davon am Ende tatsächlich eine neue Pflanze hervor bringen, ist dabei kein Massstab. Tausend Blüten an einem einzigen Baum, und viele hundert Bäume entlang der Straße, die mich jeden Morgen zur Arbeit führt.

Einen winzigen Ast breche ich ab, nehme ihn mit, und stelle ihn im Büro in die Vase. Als kleine Erinnerung, heute mit meinen eigenen Blüten nicht sparsam zu sein. Nur ein kurzer Telefonanruf, eine extra Mail zwischen den vielen Notwendigkeiten. Zweimal füge ich in die Zusage für eine Veranstaltung das Wort „gerne“ ein: „Ja – ich komme gerne!“

Für Christen hat der kleine Wortwechsel ja noch eine weitere Pointe: „Wieso zu zweit? Zu dritt!“ Das Wissen, geliebt zu sein, und das Gefühl, mich selber so richtig gern zu haben – das beides löst bei mir heute echte Frühlingsgefühle aus.