Zugegeben – das Wortspiel kommt ein bisschen gewollt daher. Aber ist es nicht die treffendste Beschreibung für alle diejenigen, die einem in diesen letzten Tagen vor Weihnachten noch draußen, auf der Straße oder in Geschäften begegnen? Die Eilig-Habenden? Die, denen es jetzt, auf den letzten Drücker, nicht schnell genug gehen kann? Die, die endlich fertig werden, alle Geschenke zusammen kaufen, und dann – endlich – Weihnachten feiern wollen?
Ich finde, diese vorweihnachtliche Hetze, dieses Eilig haben, passt zu Weihnachten wie die Faust aufs Auge. Wer einen Blick in die adventlichen Texte dieser letzten Woche wirft, dem springt ja das Drängen geradezu ins Gesicht: “O komm, o komm, Immanuel, nach dir sehnt sich dein Israel” ruft der Vers aus dem Introitus. Da steht nicht: “Mach langsam, wir haben alle Zeit der Welt”, oder: “Besinne dich, steig aus und achte gut auf deinen Atem.”
Weihnachten ist kein Fest der Langsamkeit oder gar – neudeutsch – der Entschleunigung. Das mag die profane Sicht der Dinge sein; Und vielleicht auch die berechtigte Sehnsucht all derjenigen, die mit dem zu Ende gehenden Jahr eine kurze Verschnaufpause von den Strapazen des Arbeitsalltags, der täglichen Mühle aus Geld verdienen und Geld wieder ausgeben, Kinder zeugen und Kinder groß werden sehen, erhoffen. All das sei ihnen von Herzen gegönnt.
Aber der Kern des Weihnachtsfestes ist – zumindest aus meiner Sicht – völlig entgegen gesetzt. Wir feiern am 25. Dezember die Geburt von einem, dem es selber nicht schnell genug gehen konnte, zu uns, seinen geliebten Geschöpfen, auf die Erde zu springen, in einer unglaublich kurzen Zeitspanne von nur drei Jahren sein Reich mitten unter uns zu errichten, unzählige Kranke zu heilen, Sünder zur Umkehr zu bewegen, und schließlich sich selbst als Opfer darzubringen.
Auf den heiligen Fulbert von Chartres (+1028) geht das folgende Gebet zurück: “Klein ist die Spanne der Zeit, durch die unsere Jahrhunderte gleiten, kurz bemessen die Frist, heilig zu werden wie du.” Mir kommen jedes Jahr rund um das Weihnachtsfest wenig besinnliche Gedanken. Dafür fallen mir aber mit schöner Regelmäßigkeit viele Menschen ein, die sich über einen kurzen Gruß, eine kleine Aufmerksamkeit oder einen Anruf sicher freuen würden. Menschen, denen ich im Laufe des Jahres zu wenig Beachtung geschenkt habe. Jetzt wäre die Gelegenheit dazu.
Und so begehe ich die Weihnachtstage jedes Mal mit der gleichen Dynamik: Alles auf den letzten Drücker erledigen, Karten schreiben, Geschenke besorgen – und dann in den Zauber der Weihnacht einfach so hinein purzeln. Mit einem Wort: Eilig habend.