Ich kann einen Menschen für vieles bezahlen. Dafür, dass er mir die Bäume im Vorgarten beschneidet. Dass er mein Auto wäscht oder in der Bank mein Geld treu verwaltet. Mir Lebensmittel verkauft. Und noch viele andere Dinge, die ich hier gar nicht nennen darf. Schließlich ist dieser Blog auch Minderjährigen zugänglich. Das Gesetz jeder freien Marktwirtschaft lautet: Jeder Ware – und auch Dienstleistungen zählen als Waren – entspricht ein materieller Gegenwert. Diesen Gegenwert kann ich berechnen, mehr oder weniger exakt messen, und in Euro und Cent begleichen. Nicht begleichen kann ich, mit welcher Motivation der Andere seine Arbeit tatsächlich ausführt. Ob er mir die Dinkel-Haferflocken-Kruste aus tief empfundener Freude über meinen gesundheitsbewussten Lebensstil über die Theke schiebt oder ob ihm Dinkel und Haferflocken innerlich zuwider sind. Klar – letzten Endes macht sich eine positive Ausstrahlung am Umsatz des Unternehmens fest. Und jeder Mitarbeiter, der diesen Umsatz dauerhaft in den Keller treibt, wird vermutlich nicht lange auf seinem Posten bleiben. Aber mal ungeachtet dessen: So lange die Verhaltensweisen stimmen, kann ich einen Menschen imemr nur für sein Verhalten, nicht aber für seine Überzeugungen bezahlen.
Vielleicht ist das ein guter Hinweis für diejenigen, die immer noch meinen, an den Überzeugungen, oder gar Werten ihrer Mitarbeiter deren Eignung für einen bestimmten Aufgabenbereich oder eine Tätigkeit fest machen zu müssen. Liebe Personalerinnen und Personaler – mind the gap! Wer einen guten Busfahrer sucht, der sollte vor dem Eid auf die Verfassung zumindest mal seine Fahrtüchtigkeit unter die Lupe nehmen. Ein Buchdrucker mit ausgesprägter Papierschnittphobie nützt bei aller eBook-gespeister Belesenheit im operativen Tagesgeschäft herzlich wenig. Und ein Seelsorger, der sich aus Angst vor der Begegnung mit real existierenden Gläubigen hinter seiner priesterlichen Überzeugung verschanzt, bringt die katholische Kirche nicht einen Schritt weiter dorthin, wo der Sache und dem Auftrag nach ihr Platz ist. Vor einigen Jahren gab es vom Zentrum für Berufungspastoral Freiburg eine Postkartenserie mit dem provokativen Slogan: „Wir brauchen keine frommen Jungs. Wir brauchen Priester“ Vielleicht sollte ich mein übrig gebliebenes Exemplar einfach mal fotokopieren und bei dem einen oder anderen Priesterseminar Nordwestdeutschlands in den Briefkasten stecken. Nur so als freundliche Erinnerung.