Übergänge und Rutschen

Neben dem klassischen “Guten Rutsch” hat sich – zumindest in einigen Regionen, wie dem Bergischen Land – auch ein zweiter Jahresendwunsch erhalten, nämlich: “Guten Übergang”. Während die erste Wendung (so meint wenigstens Wikipedia) ein “müheloses Hinübergleiten, wie auf einem Schlitten” bzw. ein “langsames, fast unmerkliches Hinübergleiten” in das neue Jahr verdeutlichen soll, verbindet sich mit dem zweiten Wunsch ein bewusstes Hinübergehen, vielleicht sogar Schreiten. Auf jeden Fall etwas, das – so sieht es die Quellenlage – mehr mit dem Kopf zu tun hat, und irgendeine Form von aktivem Tätig werden voraussetzt.

Man darf sicher geteilter Meinung sein, inwiefern der oder dem Wünschenden der unterschiedliche Bedeutungsgehalt dieser beiden Neujahrsphrasen bewusst ist. Und nochmals fraglicher scheint mir, welche Formulierung der tatsächlichen Realität der bzw. des Bewünschten dann im Einzelfall näher kommt. Manch einer mag um die Übergangszeit – 0:00 Uhr am Silvesterabend – eher zum Rutschen als zum bewussten Schreiten in der Lage sein. Und dann ist es womöglich auch wieder egal, ob ihm am Rande der Silvesterfeier ein “Guhnrusch” oder “Guhnübagan” ins Ohr gebrüllt wird.

Wie auch immer: Rüber kommen sie alle. Ob im Bergischen Land, oder im Rest der Republik. Morgen ist Neujahr; Und ab dann darf man zielsicher jeder und jedem ein “frohes neues Jahr” wünschen. Das Schöne an Rutschen und Übergängen ist ja, dass man sich – auf der anderen Seite angekommen – in der Regel keine Gedanken mehr darüber macht, wie man dorthin gekommen ist. Das gilt sowohl für den Wechsel der Jahre als auch für Umbrüche und Lebensveränderungen im Allgemeinen. Vielleicht sogar für das Leben als Ganzes.

Wie wäre es, wenn am Ende unseres Lebens jemand den Mut hätte, uns freundlich auf die Schulter zu klopfen, und uns einen “Guten Rutsch” zu wünschen? Von mir aus auch einen “Guten Übergang”. Und wir dann – hoffentlich – genauso sorgenfrei wie jetzt in das neue Jahr auch in das neue Leben übergehen könnten? “Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag”.