Haben Sie schon mal einen Marathonläufer mit Handgepäck gesehen? Womöglich noch mit so einem Rollkoffer, der sich auf seinen vier Rädern immer aufrecht und ganz gerade nach vorn bewegt? Eine lustige Vorstellung. Dieser Mann kann noch so viel trainieren und seine sportlichen Fähigkeiten verbessern – solange er nicht den Mut hat, sich von seinem Handgepäck zu trennen, wird er wohl immer als Letzter durchs Ziel gehen.
Dann stellen Sie sich vor, dass dieser Mann vor Ihnen sitzt und sich beschwert. Über die Ungerechtigkeit des Lebens. Über die anderen Läufer, die ihm seinen wohl verdienten Sieg einfach nicht gönnen. Er hat viel härter trainiert als sie. Er ist erfahrener. Er kennt die besten Lauftechniken, und die effektivsten Methoden, um seinen persönlichen Trainingserfolg jeden Tag ein klein wenig zu steigern. Sie weisen dezent auf den Rollkoffer hin. Wie? Was? Der Koffer? Was denn daran falsch sei, einen Koffer bei sich zu führen?
In diesem Koffer, so bekommen Sie zu hören, seien Dinge enthalten, auf die er beim Laufen einfach nicht verzichten könne. Nur durch diese Dinge, so erfahren Sie weiter, sei er der Mensch geworden, der er heute sei. Undenkbar, auch nur ein einziges Stück davon irgendwo zurück zu lassen. Sie nicken verständnisvoll und können sich diesen Menschen tatsächlich sehr gut vorstellen, beim Einchecken am Flughafen, am Bahnsteig bei der Einfahrt des ICE. Nur eben nicht auf der Zielgeraden eines Marathons. Da sei doch ein Widerspruch. So? Aha.
Ob Sie denn selber schon einmal einen Marathon gelaufen seien. Hä? Ob Sie da überhaupt mitreden könnten. Hm? Tief erbost steht der Mann auf und verlässt den Raum. Sie bleiben verstört zurück. Nein. Einen Marathonläufer mit Handgepäck haben Sie tatsächlich noch nie gesehen. Dabei hatte er trainierte Oberarme.