Leben, nicht überleben

Ostern ist die Geschichte von einem, der tot war und wieder lebt. Nicht die faszinierende Story eines Überlebenden. Keine Rettung in letzter Sekunde. Damit einer auferstehen kann, muss er erst einmal wirklich sterben. Tot sein. Vom Erdboden verschwinden. Vielleicht ist das der Grund, wieso viele Menschen sich mit dem christlichen Glauben so schwer tun: Dass es im Christentum ständig, nicht nur symbolisch oder metaphorisch, um das Sterben geht. Sterben ist für uns Christen aber kein moralischer Selbstzweck; es ist die Voraussetzung dafür, dass Auferstehung passieren kann.

Ich persönlich freue mich auf den Tag, an dem Gott mich ruft. Ich will mein Sterben weder herbei führen wie irgendein Selbstmordattentäter noch möchte ich es ängstlich hinaus zögern, weil ich meine Anwesenheit hier auf Erden für unglaublich wichtig halte. Der Tod, das Sterben als solches macht mir irgendwie keine Angst. Ich bin überzeugt davon, dass es danach viel schöner, freier und leichter wird als es jemals vorher war.

In dem Moment, wo einem Menschen das Überleben nicht mehr so wichtig ist, fängt das eigentliche Leben an. Aber um das zu erleben, müssen wir durch die enge Pforte des Schmerzes und des Abschied nehmens hindurch. Eine Idee, eine Freundschaft oder Beziehung wirklich sterben zu lassen. Die Hoffnungen zu begraben, die an einen neuen Wohnort oder eine neue Arbeitsstelle geknüpft waren. Den großen Wurf niemals mehr erreichen zu können. All das sind kleine Tode, die uns auf das entscheidende Moment vorbereiten. Türen, die aus dem engen Raum des Überlebens in die Weite des Lebens führen.