Warum lässt Gott zu, dass Terror und Krieg entstehen? Dass die Menschen in den armen Ländern nichts zu essen haben? Dass Seuchen und Naturkatastrophen unser Leben bedrohen? Wieso greift er nicht ein, wo doch offensichtlich so vieles falsch läuft in seiner Welt? Warum lässt Gott das alles zu? Wieso greift er denn nicht ein?
Diese Fragen finde ich gut. Und wichtig. Nur schade, dass die wenigsten Menschen den Mut haben, sie konsequent bis zum Ende zu denken. Ein Gott, der in der Welt auftritt und erstmal überall für Ordnung sorgt – das hätte sicher etwas sehr Reizvolles und Attraktives. Aber auf den zweiten Blick ähnelt dieser Gott dann doch eher einem orientalischen Despoten als dem Gott, an den ich – und viele Christen – glauben dürfen.
Gott greift nicht ein. Er lässt alles zu. Das ist die schöne und schmerzhafte Wirklichkeit, mit der wir Menschen lernen müssen, zu leben. Er schließt keine regimekritischen Zeitungen, und lässt auch kein Feuer vom Himmel fallen auf diejenigen, die nicht an ihn glauben wollen. Er bestraft keine Homosexuellen mit irgendwelchen Krankheiten und verteilt auch keine Treuepunkte an diejenigen, die brav jeden Sonntag zur Messe dackeln.
Ja, ich weiß: Dieses Bild von Gott ist unendlich schwer aus unserem Kopf zu kriegen. Viel zu sehr stecken wir in dem Mechanismus von Belohnung und Strafe fest. Der Gott, nach dem in Krisen- und Katastrophenzeiten auf einmal gerufen wird, das ist der große starke Mann, der Recht und Ordnung wieder herstellen soll. Aber Tatsache ist: Recht und Ordnung gehören auf unsere, auf die menschliche Seite. Sie sind unsere Aufgabe, seit den Tagen der Schöpfung.
Gott lässt einfach nur zu. Das ist ja gerade das Göttliche an ihm. Es ist auch das, was wir Menschen oft am wenigsten können.