Nahe bei den Menschen sein

Heute habe ich richtig Lust darauf, anderen Menschen zu begegnen. Gerne vielen. Und auch gerne jungen Menschen. Solche, von denen man noch etwas lernen kann. Also, bei allem Respekt: Nicht dass man von älteren Menschen nichts mehr lernen könnte. Ganz im Gegenteil. Aber das meiste hat man ja schon irgendwie gehört. Bei jungen Leuten ist das anders. Die sehen die Welt durch ihre eigene Brille, wahlweise rosarot verklärt oder zappenduster. Ich mag dieses Auf und Ab. Ich liebe es, Pläne für die Zukunft zu schmieden. Entweder miteinander zu feiern, weil ein Plan funktioniert. Oder den Misserfolg gemeinsam zu begraben. Der beste Platz ist gefühlt immer da, wo das Leben gerade am Lautesten spielt.

Interessanterweise lässt sich das aus meiner Sicht gut mit meiner theologischen Ausbildung und mit meinem Glauben an Gott verbinden. Ich bin fest überzeugt, dass der da oben genauso tickt. Anders lässt sich das Drama der Menschwerdung gar nicht erklären. Seine Freude ist es, bei den Menschen zu sein. Immer ganz nah dran am Leben. Lieber mittendrin als nur dabei. Schade, dass es einigen meiner Berufskollegen offenbar anders geht. Manchmal denke ich: Die ahnen nicht, was ihnen Tag für Tag so alles entgeht. Bücher lesen ist sicher auch cool. Konzepte entwickeln. Über Veränderungsprozesse diskutieren. Aber die allerbesten Geschichten schreibt immer noch das Leben selbst.

Heute morgen freue ich mich auf Zehra, Eymen, Nuri, Niklas und all die anderen. Auf unseren gemeinsamen Schultag. Ich bin gespannt, ob es dem Opa von Eymen besser geht. Ob die Mannschaft von Niklas gestern den entscheidenden Punkt geholt hat. Vielleicht erzähle ich ihnen irgendwann mal, wie witzig ich es finde, dass ich als katholischer Theologe nur muslimische und evangelische Jugendliche in meiner Gruppe habe. Von den vier Bekenntnislosen ganz abgesehen. Wie gern ich ihnen Tag für Tag beim Erwachsen werden zugucke. Und dass ich sogar manchmal für sie bete. Dass ihr Leben gut verläuft. Dass sie das entdecken, was sie glücklich macht. Obwohl – das müssen sie eigentlich gar nicht wissen. Nahe bei ihnen sein. Das reicht.