„Wer kämpft, der kann verlieren. Wer nicht kämpft, der hat bereits verloren“ – wieder eine dieser Facebook-, Whatsapp- Möchtegern-Weisheiten, die im täglichen Leben nichts, aber auch gar nichts taugen. Zumindest dann nicht, wenn es um die wirklich wichtigen Dinge geht. Klar, beim Verhandeln auf einem türkischen Basar, beim 1000m-Lauf im Sportstadion oder bei der Aushandlung von Rahmentarifverträgen, da ist ein wenig Kampfgeist sicher nicht verkehrt. Sobald es aber in das Dickicht menschlicher Gefühle geht, sobald Beziehungen auf dem Spiel stehen – da bringt das Kämpfen in der Regel nur Verluste. Und zwar auf beiden Seiten.
Eigentlich ist das logisch. Denn Gefühle wie Liebe oder Zuneigung kann man nicht erzwingen. Nicht mit irgendwelchen Tricks herbei locken. Und entsprechend auch nicht erkämpfen. Man kann sein Gegenüber in die Enge treiben, sich unentbehrlich machen, ihm so lange die Luft abschnüren, bis er oder sie aus lauter Not allem nur erdenklichen Gemeinsamen zustimmt: Essen gehen, in Urlaub fahren, Heiraten, ein Haus bauen, Kinder zeugen. Die ganze Palette scheinbarer Liebesbeweise. Bis dann eines Tages der große Showdown folgt. „War denn das alles nur gespielt? Alles gelogen?“ Nein. Es war der hart verdiente Preis eines langen, anstrengenden Kampfes. Nicht weniger – aber eben auch nicht mehr.
Mein Tipp: Wenn du spürst, dass du gerade dabei bist, um jemand zu kämpfen – in welcher Form auch immer – dann hör noch heute damit auf. Aber nicht wegen diesem beleidigten „Er (oder sie) ist es gar nicht wert…“ Geschwafel. Sondern aus der tiefen Überzeugung heraus, dass dieser momentane Kampf, ganz egal wie er ausgeht, überhaupt nichts bringen wird. Was du dir wünschst – geliebt zu sein, angenommen zu sein – fällt dir vollkommen kampflos zu. Vielleicht war ganz einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür.